Einmal um den Weßlinger See

Der kleinste Badesee des 5-Seenlandes

Im momentanen Lockdown ist es einfach genial, wenn du die Möglichkeit hast, einen ruhigen und nicht zu überlaufenen Spazierweg zu finden, um den Kopf einmal freipusten zu lassen. Ich bin super dankbar dafür, dass ich praktisch um die Ecke genau diesen Weg gefunden habe, der sich zu jeder Tageszeit ideal dafür eignet: der Rundweg um den Weßlinger See.

Der Weßlinger See

Der Weßlinger See ist tatsächlich der kleinste See im 5-Seenland mit nur knapp über 18 Hektar Fläche und einer Länge von gut 700 Metern. Lange Zeit wurde er unter den Münchnern als Geheimtipp gehandelt, was wohl daran liegt, dass er der wärmste Badesee im 5-Seenland ist.

Wenn du nicht gerade direkt in der Nähe wohnst, ist eine Anreise mit den Öffentlichen gerade im Sommer unbedingt anzuraten. Parken könntest du zwar (zum Leidwesen der Anwohner) auf den umliegenden Ortsstraßen, aber die sind recht schnell belegt und der offizielle Parkraum rund um den See reicht da oft einfach nicht aus. Die S-Bahnstation Weßling ist übrigens nur 5 Minuten vom See entfernt.

Geographisches über den See

Seine Entstehung ist in der eiszeitlichen Prägung der Region begründet. Er entstand vermutlich als Toteisloch, während der Würmeiszeit, als ein Teil der Gletscherzunge, die den Ammersee und den Starnberger See ausgrub, abbrach und das Eisstück von der Dynamik der Eismasse unter dem Eisstrom untergegraben wurde.

Durch das Gewicht des Gletschers, drückte es sich tief unter der Sohle in das Sedimentgestein und wurde mit mitgeführten Sedimenten überdeckt. Als die Gletscherzungen schmolzen, blieb diese Vertiefung, die das zeitlich versetzt später schmelzende Toteis schuf, da es durch die dicke Sedimentschicht überdeckt der Sonneneinstrahlung und deren Strahlungswärme nicht direkt zugänglich war, als nahezu kreisrunder See, ein sogenanntes Söll, erhalten. (Danke Wikipedia! :-))

Es gibt noch die These, dass der Weßlinger See so wie der Pilsensee ein Seitenbecken des Ammersees gewesen sei. Das hat sich mittlerweile allerdings als falsch herausgestellt, denn der Weßlinger See liegt auf ca. 590 ü. NN, somit also ungefähr 60 Meter höher als die Oberfläche des Ammersees. Die Theorie des Seitenbeckens kann man also ausschließen.

Wasserqualität und Fontäne

Der Weßlinger See wird nur durch das Grundwasser gespeist, d.h. er er keine natürlichen Zu- oder Abflüsse wie andere Seen und ist somit ein isolierter See.

Vor einigen Jahrzehnten führte dies dazu, dass sehr viele Schadstoffe in den See gelangten. Die Düngung der umliegenden Felder trug dazu bei, aber auch die vielen Besucher, die immer mehr und mehr an den See drängten. Als Folge davon war der See irgendwann der Belastung nicht mehr gewachsen. Phosphat konnte als begrenzter Nährstoff eines Sees wegen des mangelnden Sauerstoffgehaltes nicht mehr in Eisen3Phosphat umgewandelt und am Seeboden abgelegt werden. Dies führt zu einer erhöhten Algenproduktion.

Somit gibt es auch keinen natürlich gewachsenen Fischbestand, so dass auch Fische, die man immer mal wieder versucht hat anzusiedeln, infolge Sauerstoffmangels starben. Damit der See nicht endgültig kippte, wurde Ende der 70er Jahre eine Sauerstoffpumpe in die Seemitte eingesetzt, die mit Sauerstoff angereicherte Druckluft in den See pumpt und so das Tiefenwasser belüftet. Ähnlich einem Geysir lässt sie in einem festen Zeitrhythmus einen Wasserstrahl in die Höhe schießen.

Heute hat der See dank der Maßnahmen eine top Wasserqualität.

Künstler am See und Alois Alzheimer

Viele berühmte Maler haben den Weßlinger See besucht und gemalt. Zu ihnen gehören unter anderem Carl Schuch und Pierre-Auguste Renoir. Bereits ab 1870 war Weßling ein beliebtes Ziel der Münchner Künstler, die mit Staffelei und Farben in die freie Natur zogen und die Schönheit der Lanschaft einfingen. Die Gemeinde Weßling darf sich somit mit Fug und Recht auch Künstlerdorf nennen.

Ein weiterer bekannter Bewohner des Ortes war der Arzt Alois Alzheimer, der die nach ihm benannte Krankheit entdeckte und erforschte. Am Seeufer gibt es das Alzheimergaßl und die „Villa Alzheimer“.

Einmal um den See herum

Mein Weg um den See herum beginnt meist beim Restaurant Seehof im Norden des Sees. Dann geht’s rechter Hand entgegen des Uhrzeiger-Sinns los. Natürlich kannst du auch andersrum laufen – mein Weg fühlt sich so rum einfach irgendwie runder an 🙂

Linker Hand liegt der See und auf der rechten Seite kommst du am Café Aenishänslin vorbei. Perfekt im Sommer für eine Brotzeit im Biergarten oder lecker Kaffee und Kuchen mit Blick auf den See – traumhaft!!! Weiter geht es am Westufer den Seeweg entlang bis zum Uferweg, der kreuzt. Hier biegst du links ab auf den selbigen und folgst ihm direkt am See bis zum Alzheimergaßl. Hier geht’s ein paar Stufen hoch und dann scharf nach links auf den Karpfenwinkel. Die nächste Abbiegung links führt dich zum Seeweg entlang des Ostufers des Weßlinger Sees.

Hier findest du im Sommer auch die Liegewiesen und einen Kiosk, das Wasserberghäusl. Total nett und eine echte kleine Oase. Tja, und kurz darauf bis du auch schon wieder im Norden des Sees angekommen an deinem Ausgangspunkt 🙂 Der Rundweg ist ca 3 km lang und optimal auch mit Kindern zu gehen.

Zu jeder Jahreszeit schön

Den Rundweg kannst du zu jeder Jahreszeit locker gehen und der See an sich ist immer einen Abstecher wert. Im Sommer ist es meist am Ostufer bei den Liegewiesen recht voll, aber entspanntes Spazierengehen ist auch dann auf jeden Fall möglich. Meine persönlich liebste Jahreszeit am See ist übrigens der Herbst, wenn sich alles bunt färbt und die Sonne golden über das Wasser scheint – ein Traum!

Aber auch zu jeder anderen Jahreszeit ist der See wunderschön und wirklich empfehlenswert.

Fazit

Der Weßlinger See ist zwar der kleinste der 5 Seen der 5-Seenlandschaft, aber bietet für jeden etwas: im Sommer super als Badesee, im Herbst perfekt für herbstliche Spaziergänge, im Winter kannst du auf dem See schlittschuhlaufen (sofern er richtig zugefroren ist) und im Frühling das Erwachen der Natur beobachten. ♥