Geheimcodes der Reisebüros

oder: Was bedeutet „von Junggesellen bevorzugt“?!

In den Reisekatalogen und auch im Netz klingt jeder Urlaubsort erstmal so richtig toll und die Hotels nach Luxus, Meer, Entspannung und Urlaub pur. Hat man die Geheimcodes der Kataloge nicht richtig entschlüsselt, ist vor Ort die Enttäuschung gegebenenfalls groß: Die Unterkunft liegt direkt an der Hauptverkehrsstraße, vom Meer ist weit und breit nichts zu sehen und der Pool wird gerade renoviert.

Dabei verrät der Katalog oft mehr, als man denkt. Oft gibt’s hier (ähnlich wie bei Arbeitszeugnissen) Formulierungen, die auf den ersten Blick spitzenmäßig klingen, letztlich aber verschlüsselte Hinweise auf missliche Vor-Ort-Verhältnisse sind.

Wie du die Geheimcodes der Reisebüros entschlüsseln kannst, zeige ich dir hier:

Strandverhältnisse

Breiter Strand: Klingt erstmal super, kann aber durchaus auch der Hinweis darauf sein, dass der Strand zwar breit, aber eben auch kurz ist.

Nur 10 Minuten zum Strand: Perfekt, oder? Wenn hier allerdings nicht ausdrücklich steht, dass es sich um 10 Minuten Fußweg handelt, kannst du sicher sein, dass du anstelle dessen 10 Minuten im Auto oder Bus sitzt (und da wahrscheinlich erstmal an der Haltestelle ewig wartest bis ein Bus kommt).

Badeschuhe mitnehmen: Oha! Ganz klarer Hinweis darauf, dass der Strand steinig ist und dich See-Igel im Wasser erwarten, du aber ganz sicherlich keinen Sandstrand vorfinden wirst.

Strand: Einfach nur „Strand“ ohne weitere Beschreibung kann bedeuten, dass es sich um einen dreckigen Strand handelt.

Naturbelassener Strand: Ähnlich wie einfach nur „Strand“. Der Strand wird nicht gesäubert, es fehlen Toiletten, Duschen oder Umkleidekabinen.

Am Meer gelegen: Klingt super, aber dass das Meer vor der Tür liegt, sagt nicht, dass du auch darin schwimmen kannst. Problematisch könnten Korallen, See-Igel oder Quallen im Meer sein. Außerdem: Liegt das Hotel am Hafen, auf einer Steilklippe oder auf einem Berg? Sicher ist in jedem Fall, dass der Badestrand nicht direkt vor der Hoteltür liegt.

Strandpromenade: Unmittelbar an der Strandpromenade kann Belästigung durch Verkehrslärm bedeuten, denn es handelt sich hier meist um eine Küstenstraße mit Zugangsverkehr. Wird die Strandpromenade ausdrücklich als Fußgängerzone bezeichnet, fällt zumindest der Verkehrslärm weg.

Lagebeschreibung

Bei der Beschreibung der Lage des Ferienortes oder des Urlaubshotel gibt es auch eine Menge kreativer Umschreibungen.

Im Zentrum gelegen: Touristenströme drängeln sich durch die Gassen und die Bässe wummern. Kann laut werden.

Touristisch gut erschlossen: Ähnlich wie „im Zentrum gelegen“, nur nochmal eine Spur schärfer: Tagsüber und nachts Party, überall Bettenburgen und jede Menge Touris.

Zentral gelegen: Ist das Hotel „zentral gelegen“, ist mit Verkehrslärm rund um die Uhr zu rechnen.

Idyllische Randlage: Komplett in der Pampa. Keine Infrastruktur und null touristische Attraktionen, allerdings bestimmt super zum Entspannen. Gleiches gilt übrigens für „unberührte Natur“ oder „wildromantische Lage“.

In der Nähe des Flughafens: Krasser Gegensatz zur idyllischen Randlage- der „kurze Transfer zum Flughafen“ klingt echt praktisch, aber hier ist Fluglärm garantiert und vielleicht liegt dein Hotel auch in der Einflugschneise. Manchmal steht fairerweise auch „gelegentlich Fluglärm“ schon dabei.

Verkehrgünstig gelegen: An der Straße gelegen, häufig auch an der Hauptverkehrsstraße und deswegen sicherlich nicht allzu ruhig. Ähnlich nette Beschreibung wie „Hotel liegt am Ortseingang“. Hier darfst du davon ausgehen, dass das Hotel direkt an einer Verbindungsstraße liegt = nachts sicherlich auch oft laut.

Aufstrebender Ferienort: Hier wird noch viel gebaut und du kannst mit Baulärm rechnen.

Geheimcodes der Reisebüros

Hotelbeschreibung

Landestypische / landesübliche Ausstattung:  Klingt erstmal echt regional, bedeutet aber in der Regel, dass du aller Wahrscheinlichkeit nach mit spartanischer Einrichtung und wenig Komfort rechnen darfst. „Landestypische Bauweise“ ist übrigens ein Hinweis auf sehr hellhörige Wände.

Hotel hat sich ein wenig Ursprünglichkeit / ursprünglichen Charme bewahrt: Hehe, das ist eigentlich meine liebste Formulierung 🙂 Bedeutet: Das Hotel ist eventuell verfallen oder renovierungsbedürftig.

Junges Team: Das Personal ist unerfahren.

Mit Naturgarten: Landestypische Tiere oder Insekten befinden sich in der Anlage, die sich auch mal in dein Hotelzimmer verirren könnten.

Beliebt bei Stammgästen: Viele Gäste kommen nur ein einziges Mal und dann nie wieder. Warum nur?

Meerblick: Der Klassiker. Das Hotel muss nicht zwangsläufig direkt am Meer liegen. Es reicht, wenn du es aus der Ferne siehst. Außerdem muss das Meer auch nicht vom Zimmer aus zu sehen sein.

Meerseite: Die Gebäudeseite ist dem Meer zugewandt. Allerdings heißt das noch lange nicht, dass du auch Meerblick hast (s.o.).

Von Junggesellen bevorzugt: Dezente Formulierung, vornehmlich für thailändische Hotels, dass in den Häusern vorwiegend Prostitution betrieben wird.

Klimatisierbare Zimmer: Ist so ähnlich wie der „beheizbare Pool“. Ja, es gibt eine Klimaanlage oder Heizung und ja, es besteht auch die Möglichkeit, diese einzuschalten. Anspruch darauf hat der Gast aber nicht. Anders verhält es sich bei der Formulierung „individuell regelbare Klimaanlage“, die kannst du dir selbst einstellen.

Saubere und zweckmäßige Zimmer: Super einfache Ausstattung, es steht zumindest ein Bett drin. Mehr Komfort solltest du aber nicht erwarten.

Geheimcodes der Reisebüros

Food & Beverage

Essen ist für mich ein wesentlicher Bestandteil meines Urlaubs. Deswegen schaue ich hier ganz genau auf die Formulierungen und hole mir zusätzlich noch bei tripadvisor Infos und Bewertungen über das Essen des Hotels ein.

Mit Frühstücksbüffet: Zu einem Frühstücksbuffet müssen mindestens 2 Brötchen pro Gast, Butter, Marmelade und Kaffee oder Tee gehören. Alles darüber hinaus gilt als freiwillige Zusatzleistung oder Service des Hotels. Wobei die meisten Hotels sich da nun wirklich nicht lumpen lassen und noch ein wenig mehr drauflegen.

Kontinentales Frühstück: Anders sieht es hier aus. Das besteht aus Weißbrot, Marmelade, Butter und Kaffee oder Tee. Beim erweiterten Frühstück erwarten dich zudem noch weitere Bestandteile wie Käse, Wurst und Saft.

Offenes Restaurant: Kann super sein, aber du solltest auch mit Insekten rechnen.

Internationale Küche: Somit ist zumindest gewährleistet, dass du nicht ausschließlich landestypische Gerichte serviert bekommst. Die haben ja auch durchaus ihren Charme, aber sind eben nicht immer jedermanns Sache. Gerade in Asien kann man da schon mal ungewollt Diät halten. Nachteil der internationalen Küche ist dann aber auch, dass du vielleicht das typische Standardessen bekommst. Perfekt ist natürlich die Mischung aus internationaler und landestypischer Küche.

All inclusive: Hier kommt es oft zu Missverständnissen. Viele Urlauber glauben, dass sämtliche Speisen und Getränke im Reisepreis inbegriffen sind. Meist beschränkt sich das all inclusive Angebot allerdings auf ortsübliche alkoholische und alkholfreie Getränke. Zudem kann es sein, dass die Ausgabe der Getränke zeitlich beschränkt ist, z.B. nur von 15.00 Uhr bis 18.00 Uhr an der Hotelbar. Das muss aber ganz explizit im Reisekatalog oder auf dem entsprechenden Buchungsportal aufgeführt sein.

Geheimcodes der Reisebüros

Fazit

Du siehst, es gibt jede Menge interessanter Geheimcodes 🙂 Mit der Checkliste wirst du das Reisedeutsch bei deiner nächsten Buchung auch entschlüsseln. Sicherlich erwarten dich dann keine unangenehmen Überraschungen an deinem Urlaubsort und deinem Traumurlaub steht nichts mehr im Wege.

Grundsätzlich gilt, dass die im Prospekt, Katalog oder im Netz enthaltenen Angaben zur Reise für den Veranstalter bindend sind. Weicht die durch den Reiseveranstalter erbrachte Reiseleistung vom Inhalt des Prospekts ab, so liegt hier ein Reisemangel vor. Du wärst dann berechtigt, den Reisepreis zu mindern oder aber auch den Vertrag zu kündigen.

Safe travels!