Der Märchenwald in Oskarshavn
In der Stadt Oskarshamn angekommen, wurden wir nicht enttäuscht. Ein kleiner, wenig frequentierter Campingplatz direkt am Meer gelegen, war unser erster Anlaufpunkt. Neben einem Sportplatz gab es einen kleinen märchenhaften Wald, der einem das Gefühl von Ruhe und Entspannung vermittelte.
Wir liebten diesen Campingplatz innig! Neben der Tatsache, dass es einfach sehr weitläufig war und es außer uns nur noch wenige andere Wohnmobile gab, gab es fürunsere Hündin Amy die Möglichkeit, einen kleinen Hundepfad durch den Wald zu erkunden, ins Wasser zu springen und ein paar Runden im See zu schwimmen. Der zauberhafte Wald direkt angrenzend am Campingplatz war einfach nur wunderschön und mystisch. Wir fanden eine alte Schießanlage, die komplett zugewachsen war, ein altes verlassenes Häuschen – es hatte alles ein bisschen was von lost places, aber fühlte sich rundum gut und positiv an. Toll, und wie ganz oft in Skandinavien erlebt, ist die unglaublich vertrauensvolle Art der Menschen. Für die Zahlung des Stellplatzes gibt es häufig einfach einen Briefkasten, in den man das Geld für die Übernachtung einwirft. Witzigerweise gibt es hier auch eine Art Ehrenkodex, der es verbietet, einfach den Platz ohne Bezahlung zu verlassen und an den sich die Camper auch unbedingt halten. Wir verliesen den Platz fast ein wenig zögerlich, weil es einfach ein wunderbarer Ort zum Entspannen war, wollten aber in jedem Fall noch mehr sehen.
Die wunderbare Insel Öland
Einmal an der Ostküste angekommen, wollten wir nun auch die Insel Öland erkunden und fuhren von Oskarshavn nach Kalmar und von dort über die Ölandbrücke nach Öland. Um mal wikipedia zu zitieren:
Öland ist eine schwedische Ostseeinsel in der heutigen Provinz Kalmar län. Mit 137 km Länge und einer maximalen Breite von 16 km besitzt sie eine Fläche von etwa 1.347 km². Öland ist damit (nach Gotland) die zweitgrößte Insel Schwedens und zugleich die kleinste historische Provinz des Landes. Sie gliedert sich in die Gemeinde Borgholm im Norden und Mörbylånga im Süden. Die Insel ist seit 1972 mit der auf dem Festland gelegenen Stadt Kalmar durch die sechs Kilometer lange Ölandbrücke verbunden.
Hier gestaltete sich die Suche nach einem geeigneten Campingplatz etwas schwieriger. Nach verschiedenen Anläufen, einigen vollen Plätzen und gefühltem 3-fachen Umrunden der Insel wurden wir letztendlich aber in der Nähe von Karehamn fündig in Form eines kleinen Campingplatzes, aber mit kleinem Geschäft, Duschen und Spielplatz.
Einmal mehr waren wir in ruhiger Lage direkt am Meer und genossen auch die Möglichkeit, die Umgebung mit dem Fahrrad zu erkunden. Der Blick auf die Wetterapp gab uns die Bestätigung, dass wir mit dem spontanen Ortswechsel die richtige Entscheidung getroffen hatten, wie so oft auf dieser Reise.
Einmal von Ost nach West quer durch Schweden
Als das Wetter an der Ostküste allerdings schlechter wurde, entschlossen wir uns, einen Regentag als Reisetag zu nutzen und Schweden von Ost nach West zu durchqueren. Das knapp 450 km entfernt gelegene Göteborg – als Ausgangsort zahlreicher Fähren – war in der Camping App als heißes Pflaster für Camper beschrieben. Die Entscheidung, die Nachtfähre von Göteborg nach Frederikshavn in Dänemark zu nehmen, war somit schon beim Lesen der Warnung gefallen. Die Überfahrtszeit lag bei knapp vier Stunden und wurde ebenfalls durch den Bordeinkauf verkürzt.
Die Ankunft in Frederikshavn gegen 2 Uhr am Morgen ließ wenig Spielraum bei der Platzwahl. Direkt am Hafen befand sich ein Stellplatz, welcher für die nächsten Stunden ausreichend war. Von Frederikshavn ging es nun am nächsten Tag bei bestem Wetter gen Süden. Bereits nach kurzer Fahrtzeit erlebten wir in Blokhus an der Westküste Dänemarks, was wir als absolute Freiheit empfanden. Hinter riesigen Dünen befand sich der weitläufige Autostrand, auf dem wir für unser Womo einen tollen Platz fanden. Zu der Begeisterung über die Weitläufigkeit des Strandes kam noch der ungekannte Umstand, dass man am Strand alles dabei hatte, was man dort sonst nicht erwartete, eben alles, was ein Womo so hergibt. Dieser unvergessliche Tag wurde dadurch gekrönt, dass wir alle ein Bad in den reißenden Fluten nahmen, ganz wie Gott uns schuf, nämlich nackt. Da die Strände zwar von Autos befahren werden dürfen, das Campen aber verboten ist, mussten wir uns noch nach einem geeigneten Platz umsehen. Auch das war in kein Problem und wir verbrachten eine entspannte Nacht auf einem Campingplatz unweit von Blokhus.
Fredrikshavn bei Sonnenaufgang
Autostrände in Dänemark – ein Traum!
Am nächsten Tag zog es uns natürlich direkt wieder an den Strand. Nach einer weiteren Nacht auf dem Campingplatz fuhren wir – der Empfehlung der App folgend – zurück in Richtung Norden nach Lökken.
Der Campingplatz lag direkt an der steilen Abrisskannte der Küste und es war ein tolles abendliches Schauspiel, die Sonne abends im Meer versinken zu sehen. Der Strand war über eine lange Treppe erreichbar und aufgrund der Hinterlassenschaften der deutschen Besatzer während des 2. Weltkrieges wenig einladend. Nach einer entspannten Nacht kam die Frage nach dem Tagesziel auf, die aber recht schnell beantwortet wurde. Da das Wetter nach wie vor herrlich war, verlegten wir kurzerhand an unseren Autostrand nach Blokhus. Am nächsten Tag hieß es dann aber Abschied nehmen von der Küste und wir fuhren gen Süden in Richtung Landesinnere.
Unser Ziel war das Legoland in Billund. Dort angekommen steuerten wir sofort den dazugehörigen Campingplatz an, welcher so ziemlich alles – sogar einen umzäunten Hundewald – bot, was das Camperherz höher schlagen ließ. Dem nahegelegen Verkehrsflughafen von Billund schenkten wir zunächst wenig Beachtung.
In der kommenden Nacht gegen 3 Uhr wurden wir unsanft von einem startenden Flugzeug geweckt, welches sogleich den Eindruck vermittelte, unmittelbar über unserem Womo zu starten. In diesem Fall wird empfohlen, lieber nach dem Besuch des Legolandes nach einem anderen Campingplatz Ausschau zu halten.
Unser Weg führte uns weiter in Richtung Süden auf die Insel Röm. Auch auf Röm gab es Autostrände, die aber teilweise einer Autobörse glichen. Dicht an dicht standen hier die Autos wie man es eigentlich nur von Urlaubern an der Costa Brava kennt. Nichts für uns aber Gott sei Dank fanden wir 15 km entfernt wieder einen Autostrand nach unserem Geschmack.
Die Nachbarinsel Sylt in Blickweite konnten wir erneut einen chilligen Tag am Strand verbringen. Der Campingplatz in Havneby war dann auch unser letzter Aufenthaltsort in Dänemark.
Zurück Richtung Deutschland…
Nachdem wir die Grenze überquert hatten fuhren wir auf direktem Weg nach Kiel. Dort war unser Ziel Marine-Ehrenmal in Laboe. Neben der Besteigung des Turms über die 341 Treppenstufen und der damit verbundenen Aussicht über die Kieler Bucht, war auch die Besichtigung eines U-Bootes aus dem 2. Weltkrieg geplant. Beides war höchst interessant und sehenswert wurde aber vom Eindruck der gerade in Kiel mit Ziel Oslo auslaufenden Fähre der Colour Line getoppt. Just in diesem Moment reifte der Plan, im darauffolgenden Jahr mit dem Womo nach Norwegen zu fahren. Wir wollten aber die verbleibenden zwei Tage noch nutzen und neue Eindrücke sammeln und nicht schon an den nächsten Urlaub denken, also verließen wir Kiel in Richtung Travemünde.
Dort angekommen stellten wir erstaunt fest, dass man den ein- und auslaufenden Fähren in der Hafenpassage noch näher als in Kiel sein konnte. Ein wirklich beeindruckendes Erlebnis wenn diese Riesenpötte sich wenige Meter von einem entfernt ihren Weg bahnen. Leider fanden wir in Travemünde keinen geeigneten Stellplatz und folgten somit der Empfehlung der Campingapp an den Rumpelsee. Nach einer ruhigen Nacht traten wir voller neuer Eindrücke und Erfahrungen und natürlich auch etwas Wehmut die Heimfahrt in Richtung Süden an. Wie sollten wir jetzt ein Jahr lang ohne Campingurlaub überstehen?!
Das Fazit unseres Urlaubs fiel absolut positiv aus. Der Plan, ohne konkrete Vorplanung und Erfahrung das Abenteuer Wohnmobilurlaub in Angriff zu nehmen, ging voll und ganz auf. Neben all den wunderschönen Orten, blieben uns ganz besonders die Autostrände in Erinnerung. Der Entschluss war gefasst: Die gefährliche Halbinsel ( lat. Scandinavia) würde uns wieder sehen.