Frankfurt am Main
Äppelwoi und Großstadtflair
Frankfurt war schon immer eine Stadt, die komplett polarisiert: entweder liebt man sie oder man hasst sie. Ich gehöre ganz klar zu der ersten Gruppe: Ich liebe Frankfurt! Mit all ihren wirklich auch nicht so schönen Seiten, die komplette Gegensätzlichkeit, das Multikulturelle.
Als ich vor fast 20 Jahren nach einem beruflichen Auslandsaufenthalt in Paris nach Frankfurt gezogen bin, war ich eher skeptisch und zurückhaltend. Zuviel hatte ich über Kriminalität in der Stadt gehört, über dreckige Stadtteile, Drogenabhängige und Obdachlose.
Natürlich gibt es auch das in einer Großstadt. Und wie sehr habe ich dann die wunderbaren Teile Frankfurts kennengelernt. Auch jetzt noch, wenn ich immer mal wieder zu Besuch komme, fängt mein Herz an zu schlagen und ich fühle mich jedes Mal wieder so, als komme ich zuhause an.
Die Skyline
Nicht umsonst heißt Frankfurt auch Mainhattan, in Anlehnung an Manhattan in New York. Und der Vergleich ist gar nicht so abwegig: Rund 25 Gebäude über 100 Meter gibt es in Frankfurt, die höchsten sind der „Ginnheimer Spargel“ (ein 337 Meter hoher Fernmeldeturm) und der Commerzbank-Tower von Stararchitekt Norman Foster (259 Meter).
Unbedingt ansehen sollte man sich also die Skyline von oben, z.B. vom Maintower aus: Der Maintower ist Frankfurt höchster Aussichtspunkt und bietet einen spektakulären Rundumblick auf die Stadt. Genial ist der Ausblick, wenn ihr im Restaurant des Maintowers einen Sundowner nehmt oder dort essen geht.
Ebenfalls einen Blick von oben auf die Stadt bekommt man vom Taunusturm, dort hat das Museum für Moderne Kunst eine Filiale eröffnet.
Tatsächlich hat selbst London nicht eine so beeindruckende Skyline wie Frankfurt.
Die neue Altstadt
Von Frankfurts Altstadt waren nach dem Zweiten Weltkrieg fast nur Trümmer übrig. Kurz darauf wurde einiges aufgebaut, das Rathaus zum Beispiel oder auch Goethes Geburtshaus. Leider entstanden auch eine Menge Bausünden, aber dem wurde entgegengewirkt. Nach etwa 10 Jahren Bauzeit strahlt die Frankfurter Altstadt nun mehr denn je! Zwischen Dom und Römer erstreckt sie die neue Frankfurter Altstadt mit 15 historischen Rekonstruktionen und 20 modernen Nachbauten.
Der Frankfurter Dom, auch Kaiserdom oder St. Bartholomäus-Dom genannt muss man sich unbedingt ansehen. Man kann ihn auch ehrlich gesagt nicht verfehlen: der Domturm ragt 66 Meter in die Höhe. Wer es wagt, die 324 Stufen hinauf zu steigen, hat einen atemberaubenden Blick über Frankfurt. 1260 erbaut, wurden hier seit 1354 Königwahlen und Kaiserkrönungen abgehalten, daher der Name Kaiserdom.
Nur wenige Schritte weiter gelangt man zum Römerberg. Hier befindet sich das Rathaus der Stadt, der Römer. Wunderschöne Fachwerkhäuser umrahmen den Platz. Im damaligen Heiligen Römischen Reich diente der Ort für Märkte und Turniere, aber auch als Richtplatz.
Sehenswertes
Eiserner Steg
Da ich in der Nähe des Doms gewohnt habe, war meine tägliche Joggingrunde unten am Main entlang, erstmal über den Eisernen Steg und dann immer auf der Sachsenhäusener Seite den Main entlang. Der Eiserne Steg verbindet die Innenstadt um den Römerberg mit Sachsenhausen auf der anderen Seite des Mains. 1869 erreicht, 170 m lang und einen spektakulären Blick auf die Skyline Frankfurts.
Paulskirche
Unbedingt anschauen müsst ihr euch auch die Paulskirche, DAS Symbol für Freiheit und Demokratie in Deutschland. Hier trat im Mai 1848 die erste freigewählhte Nationalversammlung zusammen, um an unserer heutigen Verfassung zu arbeiten.
Palmengarten
Einer meiner absoluten Lieblingsplätze in Frankfurt ist der Palmengarten. Ich weiß noch, dass früher meine Eltern so gerne einen Ausflug in den Palmengarten gemacht haben und konnte mir kaum etwas Langweiligeres vorstellten. Mittlerweile bin auch ich der Faszination erlegen und ein Besuch des Palmengartens ist Pflicht bei jedem Frankfurt-Besuch. Der Palmengarten ist einer der größten botanischen Gärten Deutschlands und beheimatet Gewächse aus aller Welt.
Die Börse
Mit der Börse verbinde ich einige sehr spannende Erinnerungen. Meine IHK-Abschlussprüfungen hatte ich hier und wie so mancher Börsianer an dieser Stelle auch Blut und Wasser geschwitzt 🙂 DAS Fotomotiv schlechthin sind die beiden Bronzefiguren auf der östlichen Seite des Börsenplatzes: Der Bulle und der Bär.
Alte Oper
Sehenswert ist nur wenige Minuten Fußweg entfernt die Alte Oper Frankfurt. Hinter der historischen Fassade des ehemaligen Frankfurter Opernhauses verbirgt sich seitdem einer der wichtigsten Konzertsäle, dessen Bedeutung weit über Deutschland hinausreicht. Traumhaft anzuschauen besonders abends, wenn die Oper beleuchtet ist – zusammen mit dem Opernplatz und dem Lucae-Brunnen wirklich wunderschön.
Museumsufer
Am Mainufer, dem Museumsufer, schlägt das Kunst- und Kulturherz höher. Frankfurts Kunst hat das Zeug, selbst Londoner und andere Weltbürger zu begeistern: Das Frankfurter Städel Museum spielt in der selben Liga wie der Madrider Prado, das Musée d’Orsay in Pars oder die Londoner National Gallery. Im Obergeschosshängen die alten Meister: Botticelli, Dürer, Rembrandt, Vermeer.
Insgesamt 13 Museen reihen sich an beiden Seiten des Mains aneinander, außergewöhnliche Kunstschätze gibt es im Museum für Moderne Kunst, dem Liebighaus und im Historischen Museum zu sehen. Super interessant auch das Senckenberg Naturmuseum, mit 6000 Quadratmetern eines der größten und spannendsten Naturkundemuseen in Deutschland und gerne von Schulklassen besucht (ich gehörte auch dazu :-))
Am letzten Augustwochenende findet übrigens jedes Jahr das Museumsuferfest statt. Coronabedingt fiel es im letzten Jahr aus und auch in diesem Jahr sehe ich da noch schwarz, aber ich bin guter Dinge, dass es in 2022 wieder ein Museumsuferfest geben wird. Unbedingt hingehen, solltet ihr in dieser Zeit in der Nähe sein.
Äppler und grüne Soße
Sollte nach dem Lockdown die Gastronomie wieder öffnen, dann ist das Oosten am Fuß der EZB, dem Sitz der Europäischen Zentralbank, definitiv einen Besuch wert. Das Oosten ist ein super beliebtes Restaurant direkt am Main mit industriellem Design, internationaler Küche, Biergarten und Terrassen mit einem wunderbaren Blick auf die Frankfurter Skyline, somit also eine klare Empfehlung.
Grüne Soße
Bei der Frankfurter Grünen Soße, einer Mischung aus sieben Kräutern, saurer Sahne und Schmand (angeblich eine Erfindung von Goethes Mutter) scheiden sich die Geister. Sicherlich keine kulinarische Offenbarung, aber es gehört halt zu Frankfurt dazu 🙂 Und ja, auch der Äppler, der rustikale Frankfurter Apfelwein ist nicht jedermanns (Magens) Sache. Kompensieren kann man den im Bembel (ein grau-blauer Tonkrug) servierten Äppler mit einer deftigen Mahlzeit wie Rippchen mit Kraut oder Handkäs mit Musik (Zwiebeln) oder das Gegenteil passiert.. 🙂
Äppler und Äpplerkneipen
Egal, ob Äppler oder nicht, unbedingt sehen muss man die Apfelweinkneipen. Super urig, an wuchtigen Holztischen sitzen junge Hippster mit Rentnern und Touris zusammen. Die für mich schönste Äpplerkneipe ist das Gemalte Haus. Kein Frankfurt-Besuch ohne einen Sauer-Gespritzen im „Gemalten Haus“.
Wo wohnen?
Als Messe- und Kongress-Stadt bietet Frankfurt natürlich jede Menge Business-Hotels, aber es gibt das ein oder andere Hotel, das anders ist als andere.
Ich liebe die Roomers Hotels und musste in jedem Fall auch das Roomers in Frankfurt testen. Wie alle anderen Hotels der Kette einfach top. Spitzen Check-In, die Zimmer sehr stylish und vor allem einfach komplett anders als alles was man sonst so kennt bei guten Hotels. Allein die Minibar ist spitze und bietet völlig andere Leckereien als die üblichen Verdächtigen. Ganz klare Empfehlung!!
Die „Gerbermühle“ liebe ich als wunderbares Lokal und bin nun auch vom Hotel absolut überzeugt. Ein schick designtes Idyll am Mainufer, herrlich ruhig gelegen und voller Geschichten. Hier flirtete Goethe, Frankfurts berühmtester Sohn, mit Marianne von Willemer, die zu seiner Muse wurde.
Fazit
Frankfurt hat in jedem Fall noch weitaus mehr zu bieten als Banken, Messen und Kongressen. Schaut euch die Stadt selbst an und vielleicht gehört ihr dann auch zu denen, die Frankfurt großartig finden 😉
Daniela Wohlfahrt
javi_indy / istock
Daniela Wohlfahrt
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